August Bebel Vortrag in Schweinfurt

August Bebel Vortrag in Schweinfurt

 

Am 18. März fand in Schweinfurt eine Lesung aus dem Buch “August Bebel oder: Der revolutionäre Sozialdemokrat” mit der Autorin Dr. Gisela Notz statt. Auffällig und erfreulich war gleich zu Anfang, dass die Veranstaltung ausgesprochen gut besucht war – es waren mehr Leute gekommen, als Sitzplätze vorhanden waren, und das waren durchaus nicht wenige.

Eröffnet wurde der Vortrag durch einige Unterstützer. Das war neben dem Deutschen Gewerkschaftsbund die “Initiative gegen das Vergessen”. Dabei geht es konkret darum, an Schweinfurter Bürgerinnen und Bürger zu erinnern, die Opfer des deutschen Faschismus wurden. Die Sprecherin dieser Organisation holte dabei weit aus, und dafür, dass es sich “nur” um Unterstützer handelte, nahm die Ansprache mit 20 Minuten eine Menge Raum ein. Es war zu beobachten, dass die Rednerin die Politik der Bundesregierung und die gemachte Stimmung in der Gesellschaft mit großem Argwohn und Sorge beobachtete, auch wenn sie das nicht offen benannt hat. Interessant, doch auch kaum verwunderlich ist, dass es für die Initiative keine finanziellen oder organisatorischen Hilfen vonseiten der Politik oder auch der Stadt Schweinfurt gab.

Ein interessanter Fakt zum Werk über Bebel ist, dass es auf Initiative des Karl Dietz Verlages Berlin entstanden ist, der die Autorin gefragt hatte, ob sie nicht Interesse an einem solchen Buch habe. Der Begriff “Lesung” trifft indes nicht ganz zu, denn es war eine Mischung aus einer Lesung und einem Vortrag, der auch mit vielen Bildern unterfüttert wurde. Notz war dabei sehr humorvoll und auch angenehm selbstironisch. Sie sprach zunächst über den Aufbau ihres Buches: Zunächst gehe es unter dem Motto “Ein Leben für die Befreiung der Arbeiterklasse” um Biografisches; in der Folge veröffentlicht sie Texte von und über August Bebel.

Zu Beginn widmete sich Notz der Jugend Bebels, die er in großer Armut verbracht hatte. Später machte er eine Lehre zum Drechsler. Als er in seiner Zeit als Lehrling einen Streik erlebte, begann er, sich für die Arbeiterbewegung zu interessieren. Über die Beschäftigung mit Karl Marx und Friedrich Engels wurde Bebel zum Marxisten, es entwickelte sich bald eine lebenslange Freundschaft mit Wilhelm Liebknecht. Bebel war 1871 der einzige Sozialdemokrat im ersten Reichstag. Er engagierte sich zu dieser Zeit besonders gegen den Deutsch-Französischen Krieg und plädiert energisch dafür, dass Arbeiter nicht auf Arbeiter schießen sollten. Die Pariser Kommune, den ersten kurzlebigen sozialistischen Versuch, begrüßte er leidenschaftlich. Bemerkenswert ist zudem, dass Bebel zu jener Zeit aus der Kirche austrat – was heute ganz normal ist, war damals noch ein geradezu revolutionärer Akt.

Bebel hat sich besonders für die Emanzipation der Frau eingesetzt. Sein Buch “Die Frau und der Sozialismus” dürfte das bekannteste Werk Bebels sein; darin stellt er in auch für einfache Arbeiterinnen verständlicher Sprache dar, dass weder der Sozialismus ohne Befreiung der Frau noch die Befreiung der Frau ohne Sozialismus denkbar seien. Er beschreibt darin lebhaft die Unterdrückung der Frau, deckt aber auch die Wurzeln dieser Unterdrückung in der kapitalistischen Gesellschaft auf. Viele späteren Revolutionärinnen berichteten, dass es gerade dieses Buch war, dass sie zur sozialistischen Revolution gebracht hat. Doch es wäre verfehlt – das wird Notz nicht müde zu betonen –, Bebel auf die Frauenfrage zu reduzieren. Er war ein scharfer Gegner von Monarchie, Kapitalismus, Militarismus, Kolonialismus und Antisemitismus. Bebel war ein Revolutionär, der die bürgerliche Gesellschaft umgestalten und das Privateigentum an Produktion abschaffen wollte. Vor dem sich vor seinem Lebensende 1913 bereits abzeichnenden Ersten Weltkrieg warnte er unermüdlich und forderte: “Diesem System keinen Mann und keinen Groschen!” Buchstäblich bis zum Ende engagierte sich Bebel gegen Krieg und Imperialismus. Und bemerkenswert ist, dass Bebel schon damals die Umweltfrage im Blick hatte und von der Nutzung der Solarenergie sprach.

Bebel schrieb übrigens auch eine Autobiografie. Dies wurde ihm von der Partei aufgetragen, aber Bebel fand dies auch selbst sinnvoll – so konnten seine Erinnerungen und Gedanken nicht verfälscht werden. Er nahm sich vor, nichts auszulassen und nichts zu beschönigen. Dieses Werk mit dem schlichten Titel “Aus meinem Leben” sei ebenso empfohlen wie das Werk von Notz.

Ralph Petroff und D. S.