Würzburg hilft ukrainischen Kindern?
Der Bayerische Rundfunk (BR) meldete am 21.01. auf seiner Internetseite, dass eine ukrainische Delegation Würzburg besucht hat. Dort erhalten ukrainische Flüchtlinge schon seit einiger Zeit Traumatherapien, und die ukrainische Delegation habe sich das ansehen und daraus lernen wollen. Würzburg wolle künftig die Ausbildung ukrainischer Traumatherapeuten unterstützen.
Nun spricht überhaupt nichts dagegen, traumatisierte Kriegsflüchtlinge zu behandeln. Ob gerecht oder ungerecht und egal, auf welcher Seite: In Kriegen geschehen schreckliche Dinge, die niemand sehen und erleben sollte – gerade Kinder nicht. Es ist gut und richtig, daraus entstandene Traumata zu behandeln. Und warum sollten ukrainische Therapeuten nicht von der Würzburger Expertise profitieren?
Das Problem ist allerdings, dass es dem BR gar nicht um den humanitären Faktor geht, sondern vor allem darum, die alte Geschichte von den “von Russen entführten Kindern” wieder aufzuwärmen. Entsprechend beginnt der Artikel auch mit einer rührseligen Geschichte, die nur leider überhaupt nicht nachprüfbar ist. Im Text wird auf die “illegale Verschleppung ukrainischer Kinder” verwiesen (was auch immer eine legale Verschleppung wäre) – und natürlich fehlt der Hinweis auf einen Haftbefehl gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin nicht. Positiv hervorgehoben wird hingegen Wladimir Klitschko, durch dessen Hilfsorganisation “mehrere hundert Kinder aus den Umerziehungslagern und der Isolation zurückkehren” konnten. Belege für all diese Behauptungen? Fehlanzeige. Das muss ja auch gar nicht mehr bewiesen werden, man kennt den Russen ja.
Der Autor wirft Russland vor, “Kinder als Waffe zu benutzen” – und macht doch exakt dasselbe: Das Schicksal ukrainischer Kinder wird als Waffe für antirussische Propaganda missbraucht. Und so wird selbst ein an sich humanitäres Projekt für die Kriegspropaganda und Feindbildpflege umgedeutet …
Ralph Petroff