Schaeffler und die Drohnen
Über die Schwierigkeiten und Arbeitskämpfe bei Schaeffler haben wir schon ausführlich berichtet. Doch nun naht die Rettung: Wie die junge Welt bekannt gibt, will Schaeffler künftig mit dem Start-up Helsing zusammenarbeiten. Alles in Butter also?
Nun, mitnichten. Denn dieses Unternehmen, das außer Insidern kaum jemandem ein Begriff sein dürfte, ist Hersteller von Militärdrohnen. Besondere Spezialität von Helsing ist die Nutzung künstlicher Intelligenz für militärische Zwecke. Für die Aufnahme der Massenproduktion setze man vor allem auf Autozulieferer.
Zugegeben: Ich kann jeden Angestellten bei Schaeffler verstehen, der um seinen Job bangen muss, eine Familie zu versorgen hat und dem daher zunächst mal recht egal ist, woher die Rettung kommt. Doch von allgemeinen antimilitaristischen Erwägungen ganz abgesehen, spricht gegen Drohnen besonders vieles: Schon jetzt werden diese Geräte mit Vorliebe für extralegale Hinrichtungen eingesetzt – eine Disziplin übrigens, in der die USA mit deutscher Hilfe Weltklasse verkörpern. Wenn dann aber noch nicht mal mehr Menschen, sondern zunehmend künstliche Intelligenz darüber bestimmt, wer und was angegriffen werden soll, sind neben politischer Willkür auch noch Irrtümern aller Art Tür und Tor geöffnet.
Hinzu kommt, dass die Kriegskonjunktur tückisch ist – sie hat natürlich nur dann Konjunktur, wenn auch der Krieg Konjunktur hat. Zwar deutet absolut nichts auf eine Milderung des aggressiven Kurses des deutschen Imperialismus hin – ganz im Gegenteil! –, und selbst wenn, gibt es ja immer noch “Partner” zu versorgen. Außerdem weiß man ja nie, vielleicht marschiert “der Russe” ja doch ein … Aber gerade verlässlich ist es nicht, quasi sein Schicksal an eine Entwicklung zu knüpfen, die gerade im Trend liegt.
Doch selbst wenn es bei diesem Trend bleibt, ist zu berücksichtigen, dass China der unumstrittene Marktführer ist; allein das führende Unternehmen DJI hält einen Marktanteil von (konservativ geschätzt) 70 Prozent. Das bedeutet also: Selbst, wenn aus der Liaison von Schaeffler und Helsing etwas Langfristiges werden sollte, ist dies nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Es mag sein, dass diese Kooperation Schaeffler gerade so über Wasser halten wird, aber zu mehr wird es schwerlich reichen.
Den Arbeitern bei Schaeffler ist daher zu wünschen, dass sie über genug Klassenbewusstsein verfügen und sich nicht auf den vergifteten Apfel einlassen. Statt sich auf diese Weise direkt oder indirekt zum Komplizen des deutschen Militarismus zu machen, sollten die Arbeiter “ihren” Kapitalisten lieber weiter die Stirn bieten und ihnen entsprechende Zugeständnisse abtrotzen. Sollte das gelingen, könnte das Beispiel Schule machen und die Macht der Arbeiterklasse selbst in Situationen demonstrieren, in denen diese auf Defensive und Zugeständnisse beschränkt ist.
Ralph Petroff
