Ringen um Asylunterkunft

Ringen um Asylunterkunft

 

Dass es beim Entstehen einer Unterkunft für Geflüchtete Widerstand gibt, in der Regel aus der konservativ-rechten Ecke, ist kein Geheimnis. Doch im Ortsteil Röthenbach von Altdorf im Landkreis Nürnberg weht der Wind aus einer anderen Richtung. Eine Initiative der Anwohner mit dem Namen “Flüchtlingsunterkunft Altdorf/Röthenbach” leistet Widerstand gegen das Projekt. Doch warum, wenn es sich hier um keine schlecht aufgeklärten Rechten handelt?

Hintergrund ist, dass ein privates Unternehmen die Unterkunft bauen soll. Wie das so ist, muss ein privates Unternehmen in einer kapitalistischen Gesellschaft Maximalprofit machen. Ähnlich wie bei Altenheimen, Krankenhäusern oder allen anderen sozialen Einrichtungen, die von privaten Investoren gekauft wurden, muss Profit abgeworfen werden. Das ist der Hauptzweck. Die Versorgung ist dabei lediglich Mittel zum Zweck.

Wenn man wissen will, zu welchen Lebensumständen das führt, braucht man nur mal hinter die Kulissen in den Einrichtungen zu sehen. Ich rate, einen Eimer mitzunehmen, falls man sich von diesem Anblick übergeben muss.

Um es mit den Worten des ehemaligen Kanzlerkandidaten der SPD Martin Schulz zu sagen: “Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das steht im Grundgesetz. Doch hier wird die Würde des Menschen jeden Tag mit Füßen getreten.” Welch eine Erkenntnis, man hat sich halt nur dagegen entschieden, etwas an den Umständen zu ändern.

Zurück zur Unterkunft.

Auf 330 Quadratmetern sollen laut Planung 32 Menschen leben. Das bedeutet ungefähr zehn Quadratmeter pro Person. Das klingt weniger nach Unterkunft als nach einer Zelle im Knast. Die Anwohnerinitiative hält maximal 15–18 Personen bei dieser Dimension für zumutbar. Ebenso fühlen sich die Anwohner vor den Kopf gestoßen: Sie erfuhren erst von dem Projekt, nachdem es bereits beschlossen und schon in Planung war.

Auch Vereine wie “Pro Asyl” oder der Bayerische Flüchtlingsrat sehen den Betrieb von Unterkünften, die von privaten Unternehmen übernommen werden, äußerst kritisch. Auch sie weisen auf die Profitinteressen hin. Die Unternehmen hätten zudem kaum unternehmerisches Risiko und könnten viele Kosten einfach abschreiben, so Norbert Grehl-Schmitt von Pro Asyl.

Dass Bürgerinnen und Bürger eine Unterkunft für Geflüchtete in Eigenregie betreiben, sei ein absolutes Novum im Freistaat. Denn bisher gebe es ein solches Modell in Bayern nicht, so der Bayerische Flüchtlingsrat.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Geschichte entwickelt. Ich wünsche den Anwohnern Erfolg und den nötigen Durchhaltewillen, um ihre Position durchzusetzen.

D. S.