Nord-Stream-Terroranschlag: Wer ist verantwortlich?
Am Donnerstag, dem 12. Dezember fand im Nebenraum der Sportgaststätte TV Oberndorf in Schweinfurt ein interessanter Vortrag statt. Zur Veranstaltung geladen hatten der Deutsche Freidenker-Verband und der Lesekreis der NachDenkSeiten Schweinfurt/Würzburg.
Referent war Florian Warweg, ein Journalist der NachDenkSeiten, den die bürgerlichen Medien mit Sicherheit auch mit dem Adjektiv “umstritten” betiteln würden. Warweg gilt als unangenehmer Gast der Bundespressekonferenz, der Fragen stellt, die andere nicht stellen und Regierungssprecher nicht beantworten (wollen). Dementsprechend musste er seinen Platz dort einklagen, und das wohlgemerkt nur temporär. Bereits 2025 stellt sich die Frage erneut, ob er weiterhin die Teilnahmeerlaubnis erhält oder nicht.
Worum ging es am Donnerstag?
Um ein Thema, welches auch international dadurch auffällt, dass unsere Medien und unsere Regierung darüber schweigen – den Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines.
Zunächst umriss Warweg die damalige Situation auf dem Gasmarkt. So herrschte noch vor einigen Jahren Katastrophenstimmung in den USA, was LNG betraf, denn niemand in Europa wollte das dreckige und teure Fracking-Gas der Amis. Doch die Gasbranche der USA habe dringend Abnehmer gebraucht, um nicht unterzugehen.
Das europäische Schwergewicht Deutschland bezog sein Gas günstig aus Russland. US-amerikanisches LNG hatte im Vergleich dazu einen siebenmal höheren Preis pro Megawattstunde und war somit nicht konkurrenzfähig.
In Anbetracht der jetzigen Situation erscheinen selbst die damaligen Gaspreise der US-Amerikaner günstig. Im Moment liege der Preis bei gewaltigen 45 bis 50 Euro pro Megawattstunde. Der Journalist rechnete das am Verbrauch hoch und äußerte, die USA verdienten pro Woche nun in etwa eine Milliarde Euro am Gasgeschäft.
Erst die Sprengung von Nord Stream ermöglichte es den USA, auf den europäischen Markt zu expandieren. Derweil sprechen Analysen davon, dass bereits 2026 rund 40 Prozent des Gases aus den USA kommen werden.
Neben den USA war Nord Stream auch den Polen lange ein Dorn im Auge. Auch hier ging es um ökonomische Interessen. Zwar wurde von polnischer Seite aus auf Sicherheitsinteressen und Abhängigkeiten verwiesen. Doch Fakt ist, dass durch die Pipelines den Polen riesige Transitgelder durch die Lappen gingen, die Russland an sie hätte bezahlen müssen, wäre das Gas über polnisches Staatsgebiet transportiert worden.
Ein weiteres pikantes Detail ist, dass bereits einen Tag nach dem Anschlag auf Nord Stream die Baltic Pipe eröffnet wurde. Diese Pipeline verbindet Norwegen mit Dänemark und von dort aus mit Polen. Maßgeblich finanziert wurde das Projekt von Polen, den USA und den anderen beteiligten Staaten. Doch ergibt eine solch umfangreiche Investition nur dann Sinn, wenn Russland als Konkurrenz ausgeschaltet ist.
Ein extrem verdächtiges Indiz.
Was von Nord Stream 1 noch übrig ist, soll nun übrigens bald verkauft werden, da die Nord Stream AG durch die völkerrechtswidrigen Sanktionen in die Insolvenz getrieben wurde. Das größte Interesse daran haben wiederum die USA.
Warweg äußerte in Anbetracht all dieser Punkte, für ihn sei das Hauptthema die mediale Nicht-Aufklärung. Anfragen hierzu blieben kommentarlos unbeantwortet, und keiner scheine ein Interesse an der Aufklärung des Anschlags zu haben. Wenn überhaupt, wird als Grund die “Staatswohlgefährdung” genannt.
Von der SPD hörte man zum Jahrestag des Anschlags im Bundestag: “Es ist völlig gleichgültig, ob Nord Stream 1 und Nord Stream 2 nun Lecks haben, wie diese Lecks entstanden sind, ob das Anschläge waren, wer hinter den Anschlägen steckt, weil aus der einen Pipeline noch nie Gas gekommen ist und es aus der anderen seit Wochen kein Gas mehr gegeben hat. – Das ist völlig irrelevant. Wir brauchen Nord Stream 1 und Nord Stream 2 nicht.” Ähnlich äußerten sich auch Anton Hofreiter und Robert Habeck (beide Bündnis 90/Grüne).
Die deutsche Presse entdeckte das Thema interessanterweise erst für sich, als der renommierte Investigativjournalist Seymour Hersh einen Bericht dazu veröffentlichte, in dem er unter Berufung auf seine Quellen die Täterschaft den USA zuschrieb. Bereits kurz nach Hershs Veröffentlichung überschlugen sich die Artikel der bis dahin ungewöhnlich schweigsamen Presse. Kein Narrativ war dabei zu lächerlich.
Bei Betrachtung des gesamten Komplexes stellt Warweg die Unabhängigkeit der Medien mehr als deutlich in Frage.
Es bleibt Warweg zu wünschen, dass er weiter seine Unabhängigkeit behält und weiter das tut, was er so gut kann – unbequeme Fragen stellen.
D. S.