Neues Stadion für Schweinfurt

Neues Stadion für Schweinfurt

 

Zunächst einmal: Herzlichen Glückwunsch dem 1. FC Schweinfurt 05 zum Aufstieg in die 3. Liga! Wer wie ich selbst Fußballfan ist, der weiß, was zu einer solchen Leistung gehört: nicht nur Qualität (die hatten auch Würzburg oder Bayern II), sondern vor allem auch sehr viel Mentalität und Konsistenz. Noch größer wird die Leistung, wenn man bedenkt, dass es seit ein paar Jahren keinen Profifußball mehr in Schweinfurt gibt.

Sportlich ist also alles im grünen Bereich. Doch die Sache hatte einen Haken: Das Stadion ist nicht drittligatauglich, und ohne entsprechende Spielstätte hätte Schweinfurt nicht aufsteigen dürfen. Nachdem mehrere Optionen ausgelotet wurden, steht nun aber fest: Die Stadt (die Eigentümerin des Stadions ist, der FC 05 ist nur Mieter) wird 3,6 Millionen zum Stadionausbau beitragen.

Aus Sicht der Fans ist das natürlich prima. Und vielleicht profitieren auch Hotelgewerbe und Gastronomie davon, dass nun nicht mehr nur Fans aus Bayern, sondern womöglich von Aachen bis Cottbus, von Rostock bis Ingolstadt in Schweinfurt Station machen – und dort essen, trinken sowie übernachten müssen. Dennoch halte ich persönlich diese Entscheidung für falsch.

Normalerweise zahlt für den Fußball nur der, der das auch will – wenn jemand Fanartikel oder Eintrittskarten kauft. Die Polizeikosten sind eine kleine Ausnahme, aber die gibt es auch bei jeder Demo und vielen sonstigen öffentlichen Veranstaltungen. Wird hier aber eine Menge Steuergeld in die Hand genommen, muss letztlich jeder dafür zahlen – auch jene, die davon gar nichts haben, weil sie sich aus Fußball nichts machen.

Hinzu kommt: Die Stadtkasse ist leer. Es wird also Geld ausgegeben, das die Stadt eigentlich gar nicht hat. Damit ist auch klar: Es muss anderswo gekürzt werden; und ich denke, jeder kann sich vorstellen, welche Bereiche das treffen wird. “Aber auch sanierungsbedürftige Schulen, pädagogische Hilfskräfte oder die Nutzer von Seniorentickets müssen zittern”, schreibt der Bayerische Rundfunk. Hinzu kommt die bereits begonnene Sanierung des Stadttheaters.

Man kann nun natürlich sagen: Besser, die Steuergelder werden für das Schießen mit Bällen vergeudet als für das Schießen mit Raketen! Das lässt sich nicht völlig von der Hand weisen. Aber auch diese Entscheidungen zeigen dem einfachen Bürger eben mal wieder, wo er und seine Interessen stehen. Und ich glaube kaum, dass sich Lehrer in verfallenen Schulen oder Senioren, die plötzlich mehr für ihre Mobilität bezahlen müssen, mit dem Gedanken trösten werden: “Hey, dafür spielt Schweinfurt 05 immerhin mal eine Saison 3. Liga” …

Ralph Petroff