Anwärterrückgang bei der Polizei?
Die Polizei hat angeblich Probleme, neue Anwärter zu finden. Aus einem Artikel des BR geht hervor, dass letzten Freitag etwa 860 Menschen in Bamberg bei der Bundespolizei vereidigt wurden. Es gebe bei der Bundespolizei weniger Bewerbungen als noch vor zehn Jahren, heißt es. Interessanterweise wird nirgendwo im Beitrag ersichtlich, wie die Zahlen vor zehn Jahren aussahen … Hinzu komme, dass wahrscheinlich 25 Prozent der Bewerber die Ausbildung abbrechen.
Zwei Sachen lassen sich gleich feststellen:
1. Die Medien generieren Angst, um den Wunsch der Herrschenden nach mehr Knüppel-Personal nachzukommen. Schließlich ist in der jetzigen geopolitischen Situation mit mehr und mehr Widerstand aus der Bevölkerung zu rechnen. Dem soll mit mehr Polizisten begegnet werden. Mit solchen Beiträgen will man Leute dazu bewegen, sich für den Dienst bei der Polizei zu entscheiden.
2. Viele Leute haben wohl keinen Bock mehr, in einer immer schärfer polarisierten Gesellschaft gegen alles Mögliche vorzugehen, das heute noch legitimer Protest, morgen aber schon krimineller Widerstand ist und bekämpft werden muss. Ein gutes aktuelles Beispiel findet sich bei den palästinasolidarischen Netzwerken: Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmungen, Verbote und Drohungen …
Dabei fällt diese Situation nicht vom Himmel. Die Polarisierung, und damit auch die Radikalisierung, ist Ausdruck realer und materialistischer Lebenswirklichkeit. Nicht die Menschen sind schuld, sondern die, die sie in jene Lage gebracht haben. Währenddessen weißt jeder Liberale zynisch darauf hin, dass jeder Mensch für sich selbst verantwortlich ist. Als hätte man es sich ausgesucht, in Armut und Unsicherheit zu leben. Jede seriöse wissenschaftliche Studie stopft das liberale Lügenmaul. Eine tolle Strategie für diese Säcke, sich reinzuwaschsen und die eigene Verantwortung, die man als Regierung trägt, auf die Beherrschten abzuwälzen. Noch dazu wird weiter Geld aus denen gepresst, die ohnehin schon zu den Verlierern des Systems gehören, und das sind die meisten von uns!
Aber da wir in den Augen der Herrschenden ja schuld an unserer Misere sind, denken sie wohl, wir haben es nicht anders verdient. Und selbst wenn nicht, wir können uns ja nicht wehren. Unsere Gewerkschaften sind zu Bittstellern verkommen, deren Daseinsberechtigung mehr und mehr darin besteht, nur noch unseren Frust aufzufangen und einzuhegen.
Wir sind müde von all dem, und wir sind es gewaltig leid. Natürlich verurteilen wir blinde Gewalt gegen Unschuldige. Gleichzeitig sehen wir aber auch, woher die Wut kommt, die die Gewalt hervorruft.
Unseren Problemen mit mehr Überwachung, mehr Polizei, mehr Gesetzen zum Abbau demokratischer Rechte und Meinungsfreiheit zu begegnen, zeigt erneut, dass nicht Ursachen, sondern Symptome bekämpft werden.
Diese Probleme lassen sich letztlich nur durch die Beseitigung der Klassen lösen. Doch der Kapitalismus ist nicht mal in der Lage, die Polarisierung einzudämmen und die Kluft zwischen den Klassen zu verringern. Widersprüche werden hier nicht aufgehoben, sondern bestenfalls verlagert.
D. S.