“Antiamerikanismus” bei der TAZ?
Wir hatten bereits über die westliche Cancel Culture und auch über die “Trump-Spiele“ berichtet. Nun gibt es ein Bindeglied zwischen beidem: Die taz überlegt laut, ob man den USA – nein, Donald Trump höchstpersönlich! – nicht die zusammen mit Kanada und Mexiko ausgetragene Fußball-WM 2026 entziehen sollte.
Betrachtet man die Geschichte allein dieses Turniers, stellt man fest, dass derartige Forderungen ein recht neues Phänomen sind. So führte es zu keinen nennenswerten Protesten, dass die zweite WM überhaupt im faschistischen Italien stattfand (die der Gastgeber übrigens unter dubiosen Umständen gewann). Der Umgang mit der WM 1978 im von einer faschistoiden Militärdiktatur beherrschten Argentinien ist noch interessanter: Der DFB lud den dorthin geflohenen und weiterhin aktiven Nazi Hans-Ulrich Rudel gleich mal ins Trainingslager ein. Der damalige DFB-Präsident Hermann Neuberger verwahrte sich gegen jede Kritik mit der Behauptung, diese käme “einer Beleidigung aller deutschen Soldaten gleich”. Und vom damaligen Kapitän Berti Vogts ist das Zitat überliefert: “Argentinien ist ein Land, in dem Ordnung herrscht. Ich habe keinen einzigen politischen Gefangenen gesehen.” (Was kaum verwundert, schließlich waren die in Gefängnissen und hatten ihren Status nicht auf die Stirn geschrieben …)
Angefangen hat diese Welle im Sport erst mit den Olympischen Spielen 1980 in Moskau, die die westlichen Imperialisten mit scheinheiligem Verweis auf den sowjetischen “Einmarsch“ in Afghanistan boykottierten (1936 wurde das ja bekanntlich ganz anders gehandhabt). Im Fußball kamen derlei Forderungen – man erkennt hier ein gewisses Muster – erst mit der WM 2018 in Russland auf, später dann auch bezüglich Katar 2022 (wobei es dafür sehr viel bessere Gründe gab). Doch nicht einmal zu jener Zeit wurde gefordert, den Ausrichtern die Turniere zu entziehen. Es hieß vereinfacht gesagt lediglich: Wenn dort, dann ohne uns – was kindisch ist, jedoch jedem freisteht.
Als Grund wird im taz-Artikel eine Formalie angeführt: Trump hatte gedroht, bestimmten Städten ihre WM-Spiele zu entziehen, wenn sie sich nicht “auf Linie“ begeben. Das ist ein Verstoß gegen die Richtlinien der FIFA, die politische Einflussnahme auf Angelegenheiten des nationalen Fußballverbands verbietet. Doch der wahre Grund dürfte ein anderer sein: Trump strebt Frieden mit Russland an – und geht dafür sogar auf Wladimir Putin und dessen Forderungen ein! Dass der imperialistische Wolf in Washington nicht zum Vegetarier wurde und Trump das ganz sicher nicht aus Friedensliebe und Menschenfreundlichkeit tut, ist dabei ganz egal – schon allein die Perspektive, es könnte Frieden in der Ukraine und einen normalen Umgang mit Russland geben, ist für den deutschen Imperialismus ein Problem. Zwar werden das geschaffene Feindbild und das Klima der Paranoia eine ganze Weile nachhallen, doch würde es in diesem Fall ungleich schwerer, den Aufrüstungskurs zu rechtfertigen. Und was wird dann aus “Zeitenwende“ und “Kriegstüchtigkeit“?
Um an dieser Stelle nicht missverstanden zu werden: Wir sind keineswegs Anhänger Trumps und lehnen ab, was er tut. Gerade, wenn man die Verfolgung der politischen Linken und “der Antifa“ in den USA betrachtet, dürfte sich das von selbst verstehen. Wer immer politischer Häuptling des US-Imperialismus ist, dient dem Imperium – da dürfen wir uns keinen Illusionen hingeben. Doch im Lichte der obigen Ausführungen sollte deutlich geworden sein, dass es hierbei gar nicht oder höchstens in zweiter Linie um Trump geht. Im Gegenteil macht sich ein “linksalternatives“ Blatt zum Anwalt des deutschen Imperialismus und seiner Interessen. Menschenrechtsimperialismus gegen die USA – das muss man der taz lassen, so was gab es wohl noch nie …
Ralph Petroff
