Profit mit Wohnraum

Profit mit Wohnraum:

Darf man das?

 

“Es gibt viele Arten zu töten. Man kann einem ein Messer in den Bauch stechen, einem das Brot entziehen, einen von einer Krankheit nicht heilen, einen in eine schlechte Wohnung stecken, einen durch Arbeit zu Tode schinden, einen zum Suizid treiben, einen in den Krieg führen usw. Nur weniges davon ist in unserem Staat verboten.” (Bertolt Brecht, Me-Ti, 1942)

Wer in den letzten Jahren eine Wohnung gesucht hat, der weiß, wie schwierig (um das Mindeste zu sagen) die Situation auf dem Wohnungsmarkt ist – nicht nur in den Metropolen, sondern durchaus auch in Würzburg, Bamberg oder Schweinfurt. Immobilienkonzerne und -spekulanten sorgen für Leerstand und explodierende Mietpreise, und auch Staat und Kommunen leisten mit der Vernachlässigung des sozialen Wohnungsbaus ihren Beitrag. Der knappe Wohnraum ist entsprechend begehrt, die Konkurrenz unter den Bewerbern gewaltig.

Kein Wunder, dass dieses Thema vielen Menschen auf den Nägeln brennt und auch medial immer mal wieder (wenn auch eher am Rande) thematisiert wird. Im konkreten Fall geht es um ein Interview mit Caren Lay auf GMX, das mit der selten dämlichen Überschrift “Darf man mit Wohnraum Profit machen, Frau Lay?” präsentiert wird.

Selten dämlich zum einen, weil die Antwort auf diese Frage programmiert ist – je nachdem, wer gefragt wird. Stellt man dieselbe Frage einem Vertreter des Vermietervereins Deutschland oder der Union, wird die Antwort ein klares und bedingungsloses Ja sein. Wird nun aber andererseits die Linken-Politikerin Lay gefragt, die für einen Mietpreisdeckel eintritt, kann man sich ebenso leicht vorstellen, in welche Richtung die Antwort gehen wird (Spoiler: Auf die Frage, ob Profit mit Wohnraum nicht legitim sei, antwortet Lay typisch links-halbherzig: “Doch, aber es muss sich im Rahmen halten”). Das ist in etwa so, als fragte man vor einem Finale die jeweiligen Fanlager: Und, wer soll gewinnen?

Selten dämlich aber vor allem, weil die Antwort auf der Hand liegt: Ja, das darf man in diesem Staat und diesem System. Das wird ja allein schon daran deutlich, dass noch nie jemand wegen Profit aus Wohnraum angeklagt oder enteignet wurde. Im Kapitalismus wird buchstäblich alles zur Ware. Es gibt im Grunde nichts, das man nicht kaufen bzw. verkaufen und womit man nicht Profit machen könnte. Ob dies gesellschaftlich nützlich, irrelevant oder schädlich ist, tut nichts zur Sache – die Profitrate muss stimmen. Und wenn Lay sagt, “Wohnen ist keine Ware wie jede andere. Es ist ein Grundrecht und Teil der Daseinsvorsorge”, muss man ihr leider widersprechen – sie hat den Kapitalismus offenbar nicht verstanden. In der Deutschen Demokratischen Republik gab es ein Grundrecht auf Arbeit, Bildung und Wohnraum – doch wie soll es das im Kapitalismus geben, in dem die zahlungsfähige Nachfrage und das Profitprinzip alles bestimmen?

Wir Kommunisten wissen: Die Krise heißt Kapitalismus. Und dem ist nicht mit lauwarmen Reformen à la “Ausbeutung, aber ein bisschen sanfter” beizukommen. Der Kapitalismus muss mit der Wurzel – dem Privateigentum an Produktionsmitteln – ausgerissen werden. Wer das genauso sieht und uns dabei unterstützen möchte, ist uns herzlich willkommen!

Ralph Petroff