NATO, EU, BRICS – und Trumps Zeitenwende
Am Montag, dem 13.10. fand in Würzburg in der Gaststätte Blauer Adler ein interessanter Vortrag statt. Referent war der Politikwissenschaftler Michael Kraus. Veranstalter des Abends waren der Deutsche Freidenker-Verband und die NachDenkSeiten. Der Veranstaltungsort war sehr gut gefüllt. Schätzungsweise 50 Leute waren gekommen, um Kraus’ Ausführungen zuzuhören.
Kraus hält öfter Vorträge, und auch wir haben schon einige Male mit ihm und den Veranstaltern zusammengearbeitet. Insofern möchten wir auch unseren Glückwunsch zu diesem erfolgreichen Abend aussprechen.
Thema des Abends war “NATO, EU, BRICS – und Trumps Zeitenwende”.
Einige Bereiche des Themas glichen dabei früheren Vorträgen, über die wir teilweise auch schon geschrieben haben. Wie zum Beispiel “Die Menschenrechte und der Westen: Wahn und Wirklichkeit” und “Kosovo, Ukraine – und die fatalen Folgen der NATO-Osterweiterung”.
So ging Kraus zuallererst auf seine Betrachtungsweise ein. Er stütze sich hierbei auf den Liberalismus im Sinne der Staatskritik, auf den Marxismus im Sinne der Marktkritik und auf den Neorealismus, vor allem nach Professor John Mearsheimer. Auch seine Punkte zur NATO, zum imperialistischen Westen und zu dessen Propaganda fanden sich bereits in vorherigen Vorträgen, und deshalb soll hier nicht weiter darauf eingegangen werden. Es ist jedoch sehr zu begrüßen, dass Kraus nicht müde wird, auf die Ursachen der weltweiten Konflikte zu verweisen!
Zum Neorealismus soll erwähnt werden, dass wir Kommunisten diese Theorie nicht teilen. Der Neorealismus ist eine konservative, bürgerliche Theorie. Sie geht davon aus, dass alle Staaten sich, unabhängig von ihrem System, nach außen stets gleich verhalten, um zu überleben. Dabei wurde das Konzept schon widerlegt, und das nicht nur von kommunistischen Wissenschaftlern. Ein berühmtes Beispiel dafür wäre der weltbekannte Ökonom Professor Jeffrey Sachs.
Nun, auch Kraus erwähnte mehrmals, dass es sich beim Neorealismus um eine konservative Betrachtungsweise handelt, und widmete dabei gerade Professor Sachs große Aufmerksamkeit. Doch selbst diese konservative Theorie steht der imperialistischen US-Politik kritisch gegenüber.
Inhaltlich wendete sich Kraus bei diesem Vortrag Donald Trumps zweiter Amtszeit und den Ereignissen in dieser Zeit zu. So geht er auf die Zölle, illegale Sanktionen, den Krieg in Westasien mit Israel, den Krieg in Osteuropa in der Ukraine und die Annäherung zwischen Indien und China ein.
Die aggressive und chaotische Politik der USA habe dazu beigetragen, dass Indien, China und Russland so eng zusammenstehen wie seit langer Zeit nicht. Die USA haben dabei in der Vergangenheit einige Anstrengungen unternommen, um China und Indien zu spalten. Die beiden Länder sind zugleich wichtige Mitglieder der Staatengruppe BRICS, einer Gruppe aufstrebender Volkswirtschaften, die sich zusammengeschlossen haben, um dem Druck des US-Imperialismus etwas entgegenzusetzen. Im Falle Chinas und auch Indiens ist der Aufstieg letztlich auch nur eine Rückkehr zur vorkolonialen Zeit, als diese Länder floriert haben und international zu den wirtschaftlich stärksten Ländern gehörten.
Im Bezug auf Europa hielt Kraus fest, dass sich die EU selbst verletzt. Sie gehört zu den Verlierern der internationalen Entwicklungen, und auch die meisten ihrer Projekte seien seit den 90ern gescheitert. Als Beispiele wurden hier der Klimaschutz, die Corona-Politik oder auch die völkerrechtswidrigen und illegalen Sanktionen gegen Russland und China genannt. Die selbstzerstörerische Politik Europas sei dabei auf US-hörige Eliten zurückzuführen. Hierbei wurde beispielsweise auf Friedrich Merz, als ehemaliger Black Rock Chef in Deutschland, Keir Starmer, Giorgia Meloni, Ursula von der Leyen und Emmanuel Macron verwiesen.
Um die Probleme Europas anzugehen, müsse Europa erst einmal unabhängig und eigenständig werden.
Kraus beendete seinen Vortrag mit Bedingungen und Forderungen für einen nötigen Wandel. Zum Beispiel solle Deutschland endlich aus der NATO austreten, diese ist ein aggressives Kriegsbündnis. Des Weiteren müssen alle Auslandseinsätze beendet werden, und auch ein Beitritt zu Organisationen wie den BRICS wäre wünschenswert.
Anschließend war noch genügend Zeit für die neugierigen Zuhörer, Fragen zu stellen.
D. S.