Armut sichtbar machen
Der Präsident der Diakonie, Pfarrer Rüdiger Schuch, will Armut sichtbar machen. Momentan ist er zu diesem Zweck in Bayern unterwegs und machte heute einen Zwischenstopp im unterfränkischen Aschaffenburg. Er führt Gespräche, besucht soziale Einrichtungen und wendet sich an die Medien.
Wie immer finden das alle toll. Aber an den Ursachen zu rütteln oder sie auch nur kritisch zu beleuchten, darauf kann man lange warten.
Aschaffenburg hat eine traurige Vorreiterrolle, was die Ausweitung der Armut angeht. Gerade die Kinder- und Jugendarmut ist hier sehr hoch. Mehr als ein verdammtes Drittel gilt hier als arm!
Die Zahlen der Betroffenen sind dabei so hoch wie in Würzburg, jedoch hat Würzburg auch doppelt so viele Einwohner. Dadurch hat Würzburg prozentual weniger in Armut lebende Kinder.
Hat Würzburg also keine Probleme? Nein! Es ist nicht akzeptabel, dass Kinder in einem Land wie Deutschland in Armut aufwachsen. Gerade ein einem reichen Bundesland wie Bayern, in einem der wirtschaftlich stärksten und reichsten Länder der Welt.
Laut Schuch gibt es mehrere Gründe, warum gerade Aschaffenburg so betroffen ist.
1.) Viele Bürger haben einen Migrationshintergrund. Aschaffenburg habe bei der Aufnahme Geflüchteter die Quote übererfüllt. Viele dieser Menschen haben einen Abschluss und auch eine Ausbildung, diese werden hier allerdings häufig nicht anerkannt. Was mich nervt, ist, dass als Begründung für das Versagen des Systems mal wieder der Ausländer herhalten soll. Wäre ein vernünftiges Integrationssystem und eine sozial gerechte Verteilung der Menschen umgesetzt worden, wäre hier auch kein Problem entstanden.
2.) Aschaffenburg ist Industriestandort. Dieser sei jedoch betroffen von sogenannten “Schwankungen”. Ein nettes Wort für kapitalistische Misswirtschaft.
Wir haben schon so oft über Produktivkraftvernichtungen aka Stellenstreichungen gesprochen. Wir haben Hintergründe beleuchtet. Und wir haben aufgezeigt, dass es sich bei dieser Krise um den ganz gewöhnlichen Modus Operandi im Kapitalismus handelt. Die Krise heißt Kapitalismus!
Die Diakonie ist im “Bündnis gegen Kinderarmut” mit der Stadt Aschaffenburg.
Laut Präsident Schuch hat Bayern Probleme. Bezahlbarer Wohnraum ist Mangelware, nicht nur in Städten wie in München, sondern überall. Die Armut steigt durch die Bank: bei Kindern, Alleinerziehenden, Rentnern, Migranten.
Unter steigenden Preisen leiden allerdings alle. Manche leiden nur eben mehr als andere. Während es den Porsche fahrenden FDP-Wähler nicht groß kümmert, schaut es bei Pfandflaschen sammelnden Rentnern oder bei Kindern in abgetragenen Klamotten anders aus. Und die Anzahl der von Armut Betroffenen wächst weiter, nicht nur in Aschaffenburg.
Dass sich unter den jetzigen bürgerlichen Verhältnissen daran etwas ändern wird ist ausgeschlossen. Die Regierung hat klargemacht, in welche Richtung die Reise geht: “Kanonen statt Butter”, sie wollen Waffen, und zwar so verdammt viele, dass für die notwendige soziale Sicherung nichts übrig bleibt.
D. S.