Bundeswehr als Babysitter

Bundeswehr als Babysitter

 

Kellmünz an der Iller, eine kleine Ortschaft im schönen Schwaben. Hier wird es auch dieses Jahr wieder ein besonderes Angebot für gelangweilte Kinder und “kriegstüchtige” Eltern geben. Woanders gehen Kinder vielleicht zu den Pfadfindern, zum Zelten oder Mountainbike fahren, hier geht man zum Militär.

Das Angebot richtet sich an Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf (!) …

“Auch in diesem Jahr findet wieder die beliebte Aktion mit unserer Patenkompanie der Bundeswehr statt – ein echtes Highlight im Ferienkalender”, so der Bürgermeister von Kellmünz Michael Obst (CSU) auf Facebook.

Wie schon angedeutet, ist das Ganze nichts Neues. Bereits der Vorgänger von Obst hatte die Sache ins Rollen, oder besser, ins “Marschieren” gebracht. Dieses Event findet schon seit über zehn Jahren statt.

Warum kommt gerade jetzt Kritik?

Nun, wahrscheinlich dämmert es dem einen oder anderen, dass das Militär in “Zeitenwende” und “Kriegstüchtigkeit” nicht nur abschreckend aussehen, sondern auch Kriege führen soll. Wer hätte auch erwartet, dass mit Panzern und Gewehren tatsächlich Menschen getötet werden?

“Es handelt sich um ein spielerisches und betreutes Freizeitangebot, bei dem junge Soldatinnen und Soldaten unter Einbindung der örtlichen Vereine gemeinsam mit Kindern basteln, spielen, Sport treiben und einfach Zeit miteinander verbringen”, so Bürgermeister Obst gegenüber dem BR. Im Vordergrund stehe nicht die Bundeswehr, sondern der persönliche Kontakt zwischen Menschen.

Interessant, wenn der Kontakt zwischen Menschen im Vordergrund steht, warum zur Hölle dann ausgerechnet mit der Bundeswehr? Es gibt genügend Möglichkeiten, die pädagogisch geeigneter wären. Fußballvereine, die freiwillige Feuerwehr, selbst der Schützenverein …
Nein, die Behauptung, es ginge nur um den Kontakt zwischen Menschen, ist genau das, nur eine Behauptung.

Kritik kommt von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), von der Linkspartei und selbstredend von uns.

Ates Gürpinar (Die Linke) schrieb dazu auf X: “Kriegspropaganda mit Bastelstunde für Sechsjährige”. “Militär hat in Kinderzimmern, Klassenzimmern und Ferienprogrammen nichts verloren. Das ist Früh-Militarisierung mit Tarnnetz.”

Bürgermeister Obst hat wenig Verständnis für die Kritik. Schließlich finde keine politische Bildung oder Werbung fürs Militär statt. Doch auch das ist wieder nur eine Behauptung. Denn bei dieser Sache geht es explizit darum, die Kinder ans Militär zu gewöhnen. Sonst hätte man sich einen anderen Partner aussuchen können.

Für Obst handelt es sich bei der Bundeswehr um ein Instrument der “freiheitlich demokratischen Grundordnung” und für Klaus Holetschek, Chef der CSU-Landtagsfraktion, um eine “Parlamentsarmee”.

Wie so vieles, ist auch die Militärfrage eine Klassenfrage. Und welche Klasse die sogenannte “freiheitlich demokratische Grundordnung” vertritt, wird immer wieder deutlich. Das wird deutlich, an den Waffenlieferungen an Israel, welches einen Völkermord an den Palästinensern begeht und seit Jahrzehnten UN-Resolutionen blockiert. Es wird deutlich an deutschen Kriegsschiffen, die vor Chinas Küsten fahren. Es wird deutlich an einem wortwörtlich explodierenden Militäretat, während wir mit schlechterer Versorgung, dem Abbau demokratischer Rechte und steigenden Preisen konfrontiert sind. Und nicht zuletzt wird es deutlich an unseren Medien, die uns einhämmern, wer nach staatlicher Auffassung “der Gute” und “der Böse” ist.

Die Veranstaltung reiht sich ein in das Ziel des deutschen Imperialismus, das Land International wieder zur “Führungsmacht” aufzubauen. Da fängt man bei den Kleinsten an.

D. S.