Wassercent – fair und gerecht?

Wassercent – fair und gerecht?

 

Die bayerische Staatsregierung möchte gerne für mehr Fairness und Gerechtigkeit beim Wasserpreis sorgen. Wenn CSU und Freie Wähler sich mehr “Gerechtigkeit” wünschen, darf man gerne mal genauer hinsehen.

Das Leitungswasser hat bisher in Bayern nichts gekostet. Man zahlt nur für die Bereitstellung und den Transport. Absolut ungerecht, finden die zwei Parteien. Der Aufschlag soll bei zehn Cent pro Kubikmeter Wasser liegen. Davon verspricht man sich jährliche Einnahmen zwischen 60 und 80 Millionen Euro.

Seit bald drei Jahren geht es nun schon so, dass gerade die Preise bei den Grundnahrungsmitteln, an denen man nicht sparen kann – es sei denn, man zieht es vor, zu verhungern –, kräftig gestiegen sind. Das an sich findet in den bürgerlichen Medien schon kaum Erwähnung. Da ist es ja nur konsequent, jetzt auch ans Wasser zu gehen, um den Preis anzupassen, sprich zu erhöhen. Das wiederum macht dann allerdings auch die Lebensmittel wieder teurer, da Wasser in vielen Bereichen der Herstellung genutzt wird.

CSU und Freie Wähler machen das, was zwei hundertprozentige Kapitalparteien am besten können: von unten nach oben umverteilen. Dass das die sozial schwächsten Bürger am allerdeutlichsten spüren, nennt man dann “fair” und “gerecht”. “Fair” und “gerecht”, diese zwei Wörter werden nun beinahe gebietsmühlenartig wiederholt. Wir sollen’s ja schließlich auch glauben. Die Medien tun das, wofür sie da sind: Sie tragen den politischen Kurs.

Wieder ein Schlag ins Gesicht der Ärmsten dieses Landes.

An dieser Stelle fühlen sich manche vielleicht an die CO₂-Steuer erinnert. Völlig zu Recht! Das Prinzip ist genau das gleiche: Alle sollen das Gleiche blechen, was unweigerlich dazu führt, dass arme Menschen systematisch benachteiligt werden. Die Reichen hingegen kümmert’s nicht. Sie fahren weiter ihren Porsche oder Mercedes, fliegen um die Welt und füllen ihre Swimmingpools.

Wir müssen uns überlegen, wie wir heizen, wie wir von A nach B kommen, was wir essen, und künftig, wie viel und wofür wir Wasser verbrauchen können. Und da es von uns mehr gibt als von denen da oben, werden wir das meiste berappen müssen.

Ein kleiner Trost, der uns bleibt, ist die deutsche Bürokratie. Vor 2027 wird’s wohl nichts mit dem sogenannten “Wassercent”.

Die richtige Reaktion auf diesen Klassenkampf von oben kann nur Klassenkampf von unten heißen. Wenn wir uns organisiert wehren, können wir vieles erreichen. Weit mehr als ein Abschmettern des Wassercents.

D. S.