“Feministische Außenpolitik?”

“Feministische Außenpolitik”

ODER: Baerbock bei den Islamisten

 

Eigentlich ist es so schön für die Herrschenden: Der böse Assad, der Syrien zum Teil der Achse des Widerstands gemacht hatte, ist gestürzt. Von nun an herrschen Freiheit und Demokratie im Land. Es gibt keine Unterdrückung mehr, und alle Bevölkerungsteile leben friedlich und harmonisch zusammen. Gut, es herrschen zwar beinharte Islamisten, und auf den neuen Herrscher wurde noch vor einigen Jahren von den USA ein Zehn-Millionen-Dollar-Kopfgeld als gesuchter Terrorist ausgerufen – aber gut, einem geschenkten Gaul schaut man eben nicht ins Maul. Überhaupt, sie haben sich ja gemäßigt. Und Wahlen sind auch schon für die nahe Zukunft angekündigt. Alles halb so schlimm also.

Doch nun hat sich etwas ereignet, das nur diejenigen überraschen kann, die an den wundersamen Wandel der Gotteskrieger geglaubt hatten: Als Außenministerin Annalena Baerbock am Wochenende den neuen Herrschern in Damaskus ihre Aufwartung gemacht hat, verweigerte ihr der neue Führer das Händeschütteln – im Gegensatz zu allen beteiligten Männern. Und als ein der nun herrschenden Islamistenmiliz Haiat Tahrir asch-Scham nahestehender Sender Bilder vom Treffen veröffentlichte, wurde Baerbock nur verschwommen dargestellt – wie auch alle anderen Frauen. Die deutschen Medien sind ob dieses Verhaltens ebenso empört wie überrascht – oder sie tun wenigstens so.

Zugegeben, ich würde Baerbock auch nicht die Hand geben. Und ich habe bereits die verschiedensten Witze über die verschwommene Darstellung Baerbocks gehört: Scharf war die ja noch nie. Oder: Gar keine schlechte Idee, die zu verpixeln. Aber das Ganze hat einen ernsten Hintergrund: Die gemäßigten Islamisten zeigen damit deutlich, wes Geistes Kind sie sind. Und unwillkürlich fragt man sich: Wenn schon die Außenministerin eines Landes, mit dem sich die neuen Machthaber gut stellen wollen, als Frau so behandelt wird – was steht dann erst der normalen syrischen Frau bevor? Solches Verhalten vor den Augen der Welt lässt jedenfalls nichts Gutes erahnen.

Die gefeierten “moderaten Rebellen machen immer deutlicher, dass sie nur eine gewisse Zeit lang für den Westen Kreide gefressen haben. Das ist nicht nur für all diejenigen peinlich, die diese Terrormiliz beschönigt und Assads Erklärung als Propaganda verspottet haben, er bekämpfe islamistische Terroristen. Es ist vor allem eine schallende Ohrfeige für Baerbocks feministische Außenpolitik. Zwar weiß niemand (vermutlich nicht mal die Ministerin) so genau, was dieses Wortungetüm bedeuten soll – die Unterstützung islamistischer Kopfabschneider und Frauenunterdrücker lässt sich hingegen schwerlich mit Feminismus in Einklang bringen …

Ralph Petroff