Bayerische Satelliten
Die bayerische Landesregierung scheint zu viel Geld zu haben. Interessant, hören wir doch permanent das Gegenteil. Mangel, Mangel, Mangel … Überall müssen wir kürzen, denn der böse Russe will nicht länger nach unseren Regeln spielen, also muss die Knete in neues Schieß- und Kriegsgerät.
So weit, so bekannt, so typisch …
Nun hat die bayerische Landesregierung ein neues (altes) Loch gefunden, in das sie Geld werfen kann: das bayerische Weltraumprogramm. Wir haben schon mal an anderer Stelle Söders Prestigeprojekt angeschnitten. Worum geht es also dieses Mal?
Bayern (wobei ich mich nicht auf die Bevölkerung beziehe) will Ende 2025 oder Anfang 2026 fünf Satelliten von den USA aus ins All schießen, die Bayern aus dem Weltraum beobachten sollen. Die Mission mit dem Namen “CuBy” soll im staatlichen Auftrag Daten für Vermessung, Katastrophenschutz und Landwirtschaft sammeln. Eines der Ziele: Hochwassergefahren rechtzeitig zu erkennen.
Die geplanten Kosten für den Spaß liegen im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Hoffen wir mal, dass daraus kein bayerisches Stuttgart 21 wird … Zumal angedacht ist, die fünf Satelliten auf bis zu 30 Stück aufzustocken.
Daniel Eck, der Geschäftsführer des Zentrums für Telematik aus Würzburg, sagt dazu: “Das Land Bayern wird dann die Daten entsprechend nutzen können, um unter anderem Katastrophenschutzmaßnahmen zu unterstützen. Bei Hochwasser kann die aktuelle Situation umfassend beurteilt werden. Aber auch die Überwachung der Wälder und die Unterstützung der Landwirtschaft sind wichtige Aspekte.”
Doch diese Begründung entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Die bayerische Landesregierung geriet vor Kurzem erst in die Kritik, weil sie seit Jahren die Finanzierung für den Hochwasserschutz zusammengestrichen hatte. Das hat angesichts der letzten Hochwasser für große Empörung gesorgt. Als trotzige Reaktion darauf hieß es von Söder, dies sei ein Mythos, Lügen und Fake News. Anscheinend klafft da eine ziemliche Lücke zwischen Geschwätz und Realität. Denn Josef Feuchtgruber, Behördenleiter des Wasserwirtschaftsamtes Regensburg, erklärte dem BR im Januar, dass aufgrund der Belastung der Staatshaushalte durch Krieg und Krise, Preissteigerungen und Migrationsprobleme “die Gelder nicht vorliegen”. Die finanzielle Lage habe sich in den vergangenen Monaten zugespitzt.
Das Projekt hat zahlreiche Kritiker. Sie verweisen darauf, dass bereits Satelliten anderer Anbieter für solche Zwecke zur Verfügung stehen. Des Weiteren ist fraglich, ob das Projekt überhaupt den gewünschten Nutzen bringt.
Andere Länder und Nationen haben andere Wege gewählt. Anstatt Abermillionen in eine komplizierte Analyse zu stecken, um Daten zu erhalten, die zum Großteil bekannt sind, könnte man das Geld auch in Prävention stecken: Renaturierung von Flussbetten, damit Flüsse bei Starkregen kontrolliert überlaufen können, anstatt die Wassermassen fokussiert ins nächste Dorf zu leiten. Ein Zurückdrängen der Bodenversiegelung, damit Böden Wasser überhaupt wieder aufnehmen können. Nebenbei bemerkt wäre beides auch ein Segen für die Artenvielfalt.
Möglich wäre viel … wenn Wille und Interesse da wären.
D. S.