Kultur auf Linie

Kultur auf Linie

 

Bereits seit einigen Monaten erhitzt ein altes Lied die Gemüter in der Bundesrepublik. Es geht um einen Song von Gigi D’Agostino mit dem Titel “L’amour toujours”. Das Stück, welches inhaltlich absolut harmlos ist – es handelt von Liebe und dem Traum von einer gemeinsamen Zukunft – wurde bereits am 8. Oktober 2001 veröffentlicht.

Dass der beinahe ein Vierteljahrhundert Jahre alte Titel jetzt eine so große Aufmerksamkeit “genießt”, liegt daran, dass er von einigen Idioten benutzt wurde und wird, um über die Melodie die Parole “Deutschland den Deutschen, Ausländer raus” zu singen.

Jetzt ist die Verfolgungswut groß. Das Lied muss weg. Jeder, der es abspielt oder singt, steht unter Generalverdacht. Die bürgerliche Presse leistet ihren Beitrag, um Liberale und Linksliberale zur Hetzjagd zu mobilisieren. Über jeden einzelnen Vorfall, bei dem das Lied gespielt wird, muss berichtet werden. Auch der Bundeskanzler meldet sich dazu. Ich persönlich frage mich, ob das überhaupt so ein großes Ding geworden wäre, wenn es nicht so kolossal medial unterfüttert worden wäre.

Auf den Events im Sommer wie zum Beispiel dem Würzburger “Kiliani” ist auf jeden Fall bereits klar, der Song wird nicht gespielt. Wahrscheinlich bin ich nicht der Einzige, der sich an die Geschichte mit “Layla” zurückversetzt fühlt. Auch hier sollte ein Verbot her. (Was der Popularität des Stückes wahrscheinlich sehr geholfen hat. Auch ich habe erst dadurch davon erfahren.)

Die Neigung, Kunst und gerade Musik zu verbieten, ist indes nicht neu. Mir fallen ein paar Alben ein, die, obwohl inhaltlich ungefährlich, in Deutschland schon lange verboten sind.

Mit etwas Abstand betrachtet sind wir in einer Situation in Deutschland, in der ungefährliche (!) Aktivisten Parolen rufen dürfen und Politiker darauf antworten, “unsere Demokratie hält das aus”. Vor diesem Hintergrund könnte man daraus schließen, dass “unsere Demokratie” wohl sehr zerbrechlich darauf reagiert, wenn man sie zu lange mit der falschen Musik beschallt. Der nächste Widerspruch findet sich im Pseudoantifaschismus der Politiker und Medien. Das Lied muss weg, weil von Rechten gekapert, und im selben Moment schallt die ukrainische Nazi-Parole “Slawa Ukraini” vom ukrainischen Präsidenten durch den Deutschen Bundestag, was mit Applaus gewürdigt wird.

Klar, diese Figur ist ja auch ein nützlicher Nazi, sein Regime führt mithilfe der NATO Krieg gegen Russland.

D. S.