Anschlag auf linken Verein in Aschaffenburg
Rechte Gewalt erfuhr zuletzt einige mediale Aufmerksamkeit – wenn sie sich gegen Politiker richtete. Dadurch, so hieß aus dem Bundestag und den Medien unisono, sei “unsere Demokratie” gefährdet. Und tatsächlich sind solche Angriffe unbedingt abzulehnen: Wir können den Zorn auf das politische Establishment gut verstehen, doch es gilt, die Politik der Herrschenden anzugreifen, nicht die herrschenden Politiker. Schon von allem Anfang an lehnen Marxisten den individuellen Terror ab; nur die revolutionäre Aktion der Massen kann grundlegende Veränderung bringen.
Deutlich weniger Aufmerksamkeit erfährt rechte Gewalt, wenn sie sich gegen Linke richtet. Manch einer verfolgt das vielleicht sogar mit klammheimlicher Freude, wenn “die Extremisten aufeinander losgehen”. In Aschaffenburg wurde vor Kurzem das Zentrum Stern angegriffen. Dabei handelt es sich um einen Treffpunkt für alle möglichen linken Gruppen, darunter das Klimabündnis Aschaffenburg und das Antifa Café. Seit der Gründung des Zentrums und des gleichnamigen eingetragenen Vereins wurde dieser immer wieder angefeindet und bedroht. Am 6. Mai wurden aus Worten Taten: Das Zentrum wurde angegriffen, etliche Scheiben wurden eingeschlagen, und im Inneren wurde eine Flüssigkeit gefunden – es könnte sich um Brandbeschleuniger gehandelt haben. Wäre es tatsächlich zu einem Brandanschlag gekommen, wären obendrein auch die Familien mit Kindern in Gefahr gebracht worden, die über dem Zentrum wohnen.
Ungeachtet möglicher politischer Differenzen: Dem Zentrum Stern gilt unsere volle Solidarität! Denn für die rechten Schläger macht es keinen Unterschied, ob wir Sozialdemokraten, Kommunisten, Linksliberale, bürgerliche Antifaschisten oder sonst was sind – für die sind wir alle dasselbe “linke Pack”. Wird einer von uns attackiert, sind wir alle gemeint! Der Faschismus hatte schon immer die Funktion, die politische Linke und die Arbeiterbewegung anzugreifen und möglichst zu zerschlagen, um für Ruhe an der Heimatfront und ungehemmte Ausbeutung zu sorgen. Der Auftrieb rechtsradikaler und faschistischer Kräfte spornt die Fußsoldaten an – und in einem Land, dass wieder kriegstüchtig werden will, ist die politische Linke natürlich ein Störfaktor. Da kommt ein solcher Angriff dem einen oder anderen womöglich ganz recht …
Ralph Petroff