August Bebel in Schweinfurt

August Bebel in Schweinfurt

 

Am 18. März um 19 Uhr findet in der Heinrich-Winkler-Gasse 3 in der Gartenstadt Schweinfurt eine Buchvorstellung mit der Herausgeberin des Buches “August Bebel oder: Der revolutionäre Sozialdemokrat” Dr. Gisela Notz statt. Dabei handelt es sich um ein Buchprojekt, das gerade auch für Kommunisten durchaus interessant ist.

August Bebel war einer der letzten revolutionären Vertreter der deutschen Sozialdemokratie. Zur Erinnerung: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Sozialdemokratie ein Projekt im Sinne von Karl Marx und Friedrich Engels. Nachdem die Sozialdemokratie allerdings immer mehr nach rechts gerückt ist und sich auf rein kosmetische Reformen am kapitalistischen System beschränkte, während sich wirklich marxistische, revolutionäre Sozialdemokraten um Wladimir Iljitsch Lenin und die Bolschewiki später Kommunisten nennen sollten, kam es zu einer Spaltung in der marxistischen Bewegung. Hinter dieser Spaltung in Sozialdemokraten und Kommunisten steckt bis heute die Spaltung zwischen jenen, die sich auf ein paar kosmetische Reformen im Rahmen des kapitalistischen Systems beschränken wollen, und uns, die dieses System grundsätzlich umwälzen und beseitigen wollen.

Einer der ersten Sozialdemokraten im heutigen Sinne war Eduard Bernstein, der nach Marx’ und Engels’ Tod mit zahlreichen Änderungsvorschlägen an deren Theorie hervortrat. Unter anderem stellte Bernstein die These auf, dass ein Übergang zum Sozialismus durch ein “friedliches Hineinwachsen” aus dem Kapitalismus möglich sei (was später in der Sowjetunion Bucharin wiederholen sollte), dass ein friedlicher “parlamentarischer Übergang” zum Sozialismus möglich sei (was später in der Sowjetunion Chruschtschow wiederholen sollte) und “dass das Ziel nichts”, die “Bewegung hingegen alles” ist. Im Klartext: Das Endziel, die sozialistische Gesellschaft, ist völlig irrelevant; Hauptsache, man kommt diesem Ziel mit ein paar Reförmchen auch nur scheinbar einen Millimeter näher.

Bernsteins schärfste Gegner in der damaligen SPD, die das revolutionäre Banner hochhielten, waren neben Rosa Luxemburg (die später die KPD mitbegründete und dafür ermordet wurde) und Karl Kautsky (der sich bald darauf mit den Reformisten aussöhnen und zu ihnen übergehen sollte) auch Bebel. Er, der ein enger persönlicher Freund von Marx und Engels war, dachte nicht daran, den Marxismus aufzugeben. Es wäre spannend gewesen, welche Haltung Bebel nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs zu Lenin und den Bolschewiki eingenommen hätte. Leider lässt sich darüber nur spekulieren, denn Bebel verstarb bereits 1913. So lässt sich indes festhalten, dass er in der Tat der letzte revolutionäre Sozialdemokrat war – bevor sich die marxistische Bewegung in reformistische Sozialdemokraten und revolutionäre Kommunisten spaltete. Der Vortrag verspricht daher durchaus interessant zu werden.

Ralph Petroff